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BNN Bretten / Bernd Neuschl
Konzertbericht

Den zahlreichen Zuhörern des Jazzclubs Bretten wurde vergangenen Dienstag vom "Ensemble Pio" mit einem breiten Fächer stilistischer Raffinessen zugewedelt: Die drei Künstler um den Kontrabassisten und Komponisten Roman Rothen entflammten einen schwelgerisch-mitreissenden Klang, der aufgrund der außergewöhnlichen Besetzung mehr als faszinierte. Dabei beherrschten die Musiker die Klezmermusik ebenso liebevoll, wie die französische Musette. So blühte das Quartett bereits beim Konzertauftakt als feierlich-jubelnde Klezmerim-Formation förmlich auf. Hartmut Nold am Vibraphon und Roman Rothen am Kontrabass schufen einen melancholischen Rahmen, welchen Katja Harbers mit koketten Einwürfen vom Akkordeon fein verzierte. Doch die unbändige Spielfreude des Klarinettisten Jochen Anger drängte dieses ruhige Szenario zu einem stürmischen Solotanz: Anger wusste seinem virtuosen Spiel ein hohes Maß an Authentizität zu entlocken. Sein klangliches Spektrum reichte von klagendem Wehmut bis hin zu keckem Übermut. Diese überschäumende Interpretationskunst auf hohem technischem Niveau war selbst bei furiosen Tempi stets von klarer Energie geprägt. Auf der Bassklarinette erschuf er dagegen tiefgründig gehauchte Lyrismen, welche die Zuhörer merklich berührten. Ein Tango im ¾ Takt? Für Roman Rothen kein Problem, schließlich kam der "Tango Waltz" überaus elegant daher. Hartmut Noldes ausgefeilte Vier-Schlägel-Technik ging mit seiner exzellenten Trefferquote eine sinnliche Symbiose ein, so konnte er seinem Vibraphon schwebende, fast sphärische Klänge entlocken.

Es folgte ein Ausflug nach Argentinien, wo man Astor Piazolla musikalisch Tribut zollte. Auch wenn Piazolla seine Tangos hauptsächlich für Bandoneon geschrieben hatte, so bestach Katja Habers am Akkordeon nicht minder mit leidenschaftlicher Spielfreude. Mal sentimental, mal energisch synkopiert - selbst charakteristische Accelerandos wurden mit treibender Präzision platziert. Roman Rothen selbst erwies sich als kreatives Fundament am Bass, auf welchem sich die individuellen Klänge harmonisch zusammenfügen konnten. Dass er aber auch als Komponist und Solist ein ganz großer Könner ist, wurde mit der Darbietung seiner "Sommernachtsträume" deutlich. Dabei handelte es sich nicht um Mendelssohn-Plagiate sondern vielmehr um vier unterschiedlich inspirierte Werke, die er je einem Ensemblemitglied gewidmet hat. Schön, wenn man einem derart ausgezeichneten Miteinader musikalisch Ausdruck verleihen kann. Rothens swingendenes Solospiel am Kontrabass verblüffte mit grazilen Glissandi und scharfkantig-melodischen Klippen, die er mit leichter Hand aus seinen Saiten zupfte. Der zweite Teil wurde mit "Hot and Cool" eröffnet. Perlende Läufe der Klarinette und blitzende Farbtupfer vom Vibraphon vermischten sich hierbei eindrucksvoll. Bei "A Turkish Woman in Berlin" verwandelte Roman Rothen seinen Kontrabass in eine obertonreiche Rahmentrommel, welche mit den übrigen Instrumenten mühelos einen Hauch orientalischer Exotik versprühte. Bei der abschließenden Ouvertüre "Magelone" , ebenfalls aus der Feder von Rothen, wurde es romantisch-programmatisch, ehe Sängerin Katja Harbers das obligate "Bei mir bist du schön" als eine mitreißende Zugabe mit feinstem jiddischem Akzent darbot.


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